Herr M. kam, um über die Abschiedsfeier von seiner Mutter zu sprechen. Erst war er sehr stumm, dann gestand er, das er sich schuldig fühle.
Ich muss diskret bleiben,- Details sind hier fehl am Platz.
Seiner Meinung nach hat sich seine Mutter, krank und alt, für die Ignoranz ihres Sohnes gerächt. Und nun war sie gestorben. Viel zu früh, viel zu schnell.
Herr M. bestellte eine Trauerrednerin - und bei uns 6 Stücke klassischer Musik, die als Playback laufen sollten.
Die Auswahl der Musik war kenntnisreich. Kleine Kammermusik bis großes Ensemble, aber immer fern vom Kitsch.
Weitere Teilnehmer der Zeremonie? Ja, sagte Herr M.,- schaun wir mal…
Die Abschiedsfeier von seiner Mutter fand im intimen Kreis zwischen ihm, der Rednerin und mir statt. Sonst man niemand.
Nach dem Ende der Rede musste die Trauerrednerin gehen. Er blieb mit mir allein und hat 30 Minuten auf die Urne seiner Mutter geschaut, während die Musik lief.
Herr M war außer sich, das habe ich gemerkt.
Ich habe die Urne eingestellt und er ist gegangen.
Ich will damit nur sagen: Eine persönliche Abschiedsfeier kann auch so sein wie die von Herrn M.
Sie wird ihm wohl geholfen haben … und vielleicht auch seiner Mutter. Das ist die Hauptsache.
Stefan Schuster