Urnenplatz: Herr T. will nach oben

Das kennen wir: Ein Besucher kommt ins Kolumbarium, er möchte sich nur mal umschauen, er hat gehört ..., vielleicht ein Foto machen?
Und dann entspinnt sich doch ein Gespräch. Der Beuscher, die Besucherin hat Fragen. So auch Herr T.

Ein Freund von ihm war vor kurzem ganz plötzlich gestorben - und nichts war geregelt. In ihrer Trauer musten die Hinterbliebenen zugleich viele organisatorische, rechtliche und finanzielle Dinge klären, vor allem aber die Frage wie und wo der Freund beigesetzt werden sollte.
Das habe ihn schockiert, aber letztlich auch mobilisiert - er wolle jetzt alles regeln.

Er wohne gegenüber, sagte er. Also ein Nachbar.
Abends, von seinem Balkon, könne er die bunten Leuchtkuben im Kolumbarium sehen. Dort oben hätte er gern einen Platz - für den Ernstfall. Aber auch, um mit Blick dorthin zu wissen, dass alles geregelt sei.

Er wolle wiederkommen, versprach er im Gehen. Ich war mir nicht so sicher, weil ich Herrn T. auf maximal 60 Jahre schätzte.

Nach ein paar Monaten kam er zurück und erwarb einen Platz in Höhe 22 - unter dem blauen Kubus, den er abends von seiner Wohnung aus leuchten sah.

Zum Einsetzen der Kammer kam er nochmal vorbei: Herr T. ist Ingenieur und wollte wissen wie wir das machen.

"Das fühlt sich gut an", sagte er. "Und meine Tochter weiß jetzt woran sie ist."
Das schien ihm wichtig zu sein.

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Ingeburg Josting vom Team