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November
2022

Frau G. trauert

Frau G. besucht ihren Mann. Ich bin weiter weg unterwegs, höre sie aber schluchzen.
Ich komme auf meinem Weg zum Büro an ihrer Ecke vorbei, wo sie vor der Urne ihres Mannes steht. Gerade setzt sie sich auf das Filz-Rondell und schaut mich an.
Ich setzte mich zu ihr.

Sie versteht es als Einladung mir etwas zu erzählen, und so hatte ich es auch im Sinn.
Sie schaut auf die Urne - ich blicke sie seitlich an, aber mit überschlagenem Bein. Bereit mich jederzeit wegzudrehen, wenn sie sich selber zusprechen will.

Nach ein paar Sätzen fängt sie wieder an zu schluchzen.
„Wollen Sie einen Espresso … oder einen Schnaps?“ frage ich.
„Sie sind doch ein Kolumbarium, kein Restaurant“, sagt sie ganz trocken.

Ist das ein Vorwurf?
„Der Espresso ist für alle“, sage ich. „Der Schnaps nur für den Notfall. Wir haben einen Obstler aus der Schweiz - eine Birne - ziemlich gut“.

„Dann nehme ich den Notfall“, sagt sie,- immer noch mit nassen Augen, aber mit einem Blinzeln darin.